Geschichte der Sippe Hillenkamp

Geschichte der Sippe Hillenkamp

von Walter Hillenkamp

Meinem verstorbenen Vater Rechnungsrat i. R. Rudolf Hillenkamp verdanke ich den größten Teil der Aufzeichnungen und Notizen über Herkunft und Geschichte der weit verzweigten westfälischen Familie. Diese Aufzeichnungen stützen sich auf den Stammbaum, der mit anverwandten Familien aus dem Geseker und Lippstädter Raum bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, auf die von dem vorgenannten zusammengestellte Familiengeschichte und das von meinem Vater und dessen Schwager, meinem Onkel, Professor Dr. Eduard Arens, in den zwanziger Jahren herausgegebene Buch „Hausinschriften der Stadt Geseke.“ Mein Vater benutzte bei seiner Forschungsarbeit als Quellen die Register und Akten der beiden Pfarreien von Geseke, die Stiftsakten aus dem Staatsarchiv von Münster und auch mündliche Überlieferungen älterer Familienmitglieder.

Der Name stammt ohne Zweifel aus dem Mittelalter und war wohl ursprünglich als Beiname anzusehen, da man bis zum Ende des 14. Jahrhunderts nur einen Rufnamen kannte. Das Wort „Hillenkamp“ setzt sich aus dem Wort „Hillen“ und „Kamp“, lateinisch „campus“ = Feld zusammen, je nach der Auslegung kommt das Wort „Hillen“ von „Hiltja“ = Schlacht oder „hilgen“ = Heiligen. Der Name kann also sowohl „Schlachtfeld“ wie „Heiligenfeld“ bedeuten. Die dritte Deutung „hill“ = Hügel aus dem englischen , würde „Hügelfeld“ ergeben d.Hillenkamp Feld oder Hof auf einem Hügel gelegen.

Die erstgenannten beiden Deutungen sind wohl die Wahrscheinlichsten und könnten auf ein besonderes weit zurückliegendes Ereigniss der Landschaft ??????
Da Namen mit der Endung „Kamp“ am häufigsten in Westfalen vorkommen, ist der Schluss erlaubt, dass die ursprüngliche Familie Hillenkamp ihren Wohnsitz im westfälischen Raum im weiteren Sinne hatte. Alle Personen, die diesen Namen zurzeit führen, dürften von früher her stammbaummässig miteinander verwandt sein.

Im Rheinland gibt es Familien, die sich „Hillekamp“ oder „Hillekamps“ nennen. Hier ist das „n“ beim Sprechen verschluckt worden oder ein „s“ angehängt, wie das gerade beim rheinischen Dialekt üblich ist.

Überlieferungen aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert.

Der erste Träger des Namens Hillenkamp in Geseke ist Jobst oder Jodocus Hillenkamp, der Ende des 16. Jahrhunderts bzw. Anfang des I7. geboren zu sein scheint. Nach dem Familienwappen, das bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts über der Haustür des Hillenkamp´schen Gutshofes auf dem Hellweg in Geseke hing und ein stilisiertes Herz, aus dem 2 lippische Rosen hervor wachsen, aufwies, und nach der Familienüberlieferung, stammte dieser Jobst Hillenkamp aus dem Lippstädtischen. Entweder aus Lippstadt selbst oder der „Exclave Lipperode“, möglicherweise aus einem Einzelhof, wie sie dort vielfach anzutreffen sind. Nach dem Bürgerregister der Stadt Lippstadt hat dort im Jahre 1610 ein „Bernd Hilgenkamp“ den Bürgereid geleistet.

Da auch in Lippstadt wie vielerorts die Kirchenregister erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eingerichtet wurden, waren weitere Ermittlungen erfolglos. Auch waren keine Verwandten, trotz aller Nachforschungen in den Archiven der Stadt Lippstadt und bei den Pfarreien nachzuweisen. Dieser Jobst Hillenkamp wurde in das freiweltliche, adlige Damenstift zu Geseke zum Schutze des Stifts berufen, ob als Soldat oder Verwalter bzw. Vogt, steht nicht fest. Er soll sich große Verdienste um das Stift in jenen unruhigen Zeiten erworben haben. Dieses Stift wurde als Frauenkloster im Jahre 946 begründet. Stifter war der Graf Haholdt. Später waren die Herren zur Lippe die Vögte des Klosters, die möglicherweise auf diesen Stifter zurückgehen. Auch die Äbtissin sollte bestimmungsgemäß möglichst aus dem Geschlecht der Haholde sein.

Die Herrschaft des Hahold erstreckte sich weit über das Sintfeld und Detmold hinweg bis zum Bückeberg. Durch Kaiser Heinrich den II kam ein Teil der Grafschaft an den Bischof Meinwerk von Paderborn. (1011) Die Stammburg der Herren zur Lippe war die Burg Lipperode oberhalb Lippstadt. Dieses Lipperode bildet eine kleine lippische Exclave.

Da die Vögte des Damenstifts Geseke zumeist nach den Haholds aus den Herren zur Lippe gewählt wurden, bestand möglicherweise eine Verwandtschaft dieses Jobst mit den letztgenannten, worauf auch das Wappen schließen könnte. Obwohl er auf der Mühlenstraße in Geseke wohnte, die zur Stadtpfarre zählte, gehörte er zur Stiftspfarre. Auch das die Äbtissin des Stifts Patin der Tochter von Jobst Hillenkamp war, lässt auf enge Beziehungen zum Stift schließen.

Bekanntlich waren diese Damenkloster reichsunmittelbar, unterstanden also direkt dem Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Nach der Aufhebung des Stifts kam auch ein Ölgemälde des Kaisers Ferdinand des II. (1619-1657) an die Familie, das diesen Herrscher aus dem 30 jährigen Kriege im Harnisch mit dem goldenen Vlies mit Brillanten darstellt und vermutlich wegen der besonderen Beziehungen der Familie Hillenkamp zum Stift in diese hineinkam.
Das große Gehöft in der Mitte des Hellweges bezog Jobs in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts. Dieses Gehöft war bereits im Jahre 1370 ein Meierhof des Stiftes, zu dem noch zwei Meiergüter gehörten. Jobst betrieb dort Landwirtschaft und einen Gastbetrieb, der durch die vorbeifahrende große Heeresstraße zum Rhein und nach Mitteldeutschland außerordentlich ertragreich war, wenigstens bis in die Zeit des Eisenbahnbaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie Jobst an diesen bedeutenden Hof kam, wissen wir nicht. Hierüber können möglicherweise die Stiftsakten im münsterschen Archiv Auskunft geben.

Jobst Hillenkamp war jedenfalls ein vornehmer, gebildeter und vermögender Mann, der in den alten Geseker Patrizierfamilien verkehrte, lange Jahre Vorsitzender der Hellweger Hudegenossenschaft war und sich auch als Kämmerer der Stadt betätigte. Im Allgemeinen hatten die Mitglieder der Familie Hillenkamp eine zahlreiche Nachkommenschaft und waren häufig zwei oder dreimal verheiratet, da ihre Frauen im Kindbett starben. Auch die Kindersterblichkeit war ungleich höher als heute. Schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren die Hillenkamp mit fast sämtlichen ratsfähigen Geseker Familien wie Twingen, Bertram, Rump, Hesse, Nolten, Schlaun und anderen versippt und verschwägert. Alle diese genannten Familien begegnen uns immer wieder im Rat der Stadtverwaltung, als Kämmerer, Bürgermeister, als Geistliche oder in freien Berufen als Gutsbesitzer und zum Teil auch als Offiziere.

Der Sohn von Jobst Hillenkamp war in den Jahren 1636, 1639, 1693, 1699, 1700 und 1709 Kämmerer der Stadt Geseke. In der Matrikel der Universität Paderborn ist er, mit 18 Jahren, im Jahre 1673 als Student der Theologie und Philosophie eingetragen. Sein Sohn Wilhelm Hillenkamp ehelichte eine Tochter, aus dem uralten Geseker Patriziergeschlecht Rump, die bereits in Urkunden des 14. Jahrhunderts genannt wird. Der Bruder der Frau Brigitta war Bürgermeister und Dr. jur. utriusque Johann Rump (Doktor beider Rechte, des Staats- und Kirchanrechts). Auch die Rump waren wie die Hillenkamp Lehnsmänner des adligen Damenstifts zu Geseke. Die Nolten waren wohl die älteste Familie von Bedeutung in der Stadt Geseke.

Ein Mitglied zog mit den Ordensrittern ins Balticum und wurde in den Kämpfen gegen Polen und Litauen vom Großmeister des Ordens zum Ritter geschlagen. Er erhielt als Wappen drei Pflugschare mit dem Kreuz der Ordensritter unter der Helmzier. Nach der unglücklichen Schlacht bei Tannenberg (1410) kehrte einer dieser Nolten wieder nach Geseke zurück und begründete dort den schönen Nolten-Schulten-Hof, das .schönste Bauernhaus der Stadt, das vor dem ersten Weltkrieg abbrannte, aber noch in Bildern erhalten ist. Mein Urgroßonkel Caspar Nolten trat in österreichische Militärdienste und nahm als aktiver Hauptmann an den Feldzügen gegen Napoléon den Ersten teil.

Er starb in Lemberg im Jahre 1829. Seine noch vorhandenen Feldpostbriefe bilden eine Fundgrube kulturhistorischer und militärischer Art. Auch die Nolten waren Lehnsmänner des Stiftes Geseke.

Überlieferungen aus dem 18. Jahrhundert.

Ein Sohn von Wilhelm Hillenkamp, Adam Heinrich, geb. 1726, also Enkel von Jobst Hillenkamp, war ebenfalls Jurist (Hofgerichtsadvokat) und Bürgermeister. Er holte sich eine Röingh aus einem alten Rüthener Geschlecht zur Frau. Deren Nachkommen begründeten einen Zweig der Hillenkamp, die ebenfalls Juristen, Bürgermeister und Kämmerer gestellt haben, später aber zum Protestantismus übergetreten sind und in den drei letzten Generationen zumeist als Mediziner, Sanitätsräte in Siegen und Hannover gewirkt haben. Einer dieses Zweiges der Hillenkamp war aktiver Kavallerieoffizier in der napoleonischen Zeit und ebenfalls in österreichischen Diensten. Wie sein Onkel Caspar Nolten starb er in jungen Jahren noch als Junggeselle. Auch er nahm an den Kriegen gegen Napoléon den Ersten teil.
Die in Hannover-Linden wohnenden Nachkommen besitzen von Adam Heinrich Hillenkamp ein Ölgemälde, das diesen in seiner Galauniform als Hofgerichtsadvokat mit Orden und Ehrenzeichen darstellt und seiner Frau in Seide gekleidet nach der Mode der Zeit in Wespentaille.

Der im Jahre 1700 geborene Konrad Wilhelm Hillenkamp dürfte wohl der begütertste der Sippe der Hillenkamp gewesen sein. Außer einem stattlichen Grundvermögen besaß er etwa 1200 Morgen und verschiedene Häuser. In den Kirchenregistern wird er stets als „dives“, der Wohlhabende bezeichnet. Er war Kämmerer in den Jahren 1739, 1741, 42, 44, 51 und Bürgermeister 1756, 58, 62, 65, 66, 67, 70, 71, 76, 77. Im Jahre 1753 wurde er von der Äbtissin Anna von Kalenberg mit dem „Stötersgut“ belehnt, im Jahre 1753 erneuerte die Nachfolgerin in der Äbtissinnenwürde Luoie von Wolff-Metternich diese Belehnung. Das Lehngut ging auf seinen Sohn Christof über, der zuletzt im Jahre 1802 durch die letzte Äbtissin des Stiftes Bernhardine von Plettenberg-Lenhausen belehnt wurde. Die Lehnsmänner nahmen an Sitzungen in der Abtei teil und besaßen auch gewisse Vorrechte. Infolge der Heirat der ältesten Tochter Wilhelm Hillenkamp mit dem Bürgermeister Adam Theodor Hesse im Jahre 1750 ergab sich eine Verbindung mit diesem alten Geseker Geschlecht, dessen hervorragendster Vertreter Hans Hesse war, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts im Dienste des Kurfürsten Truchsess von Waldburg, später nach dessen Vertreibung bei dessen Nachfolger Kurfürst Ernst von Bauern Dienst machte. Dieser ernannte ihn zum Hauptmann und Kommandant der kurfürstlichen Besatzung in Geseke. Die Hesse sind in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgestorben. Das Geseker Hellweg-Museum besitzt ein Ölbild, auf dem Adam Hesse im Harnisch vor einem Kruzifix kniend dargestellt ist, während im Hintergrund eine Schlacht tobt.

Der dritte Sohn der Eheleute Wilhelm Hillenkamp und der Brigitta Rump war Christof Hillenkamp, der im Jahre 1765 Elisabeth Saalmann ehelichte, eine Tochter des Dr. med. Saalmann in Rüthen. Durch diese Frau ergab sich die Verwandtschaft mit den Gründern der Stiftung Orth ab Hagen, dem Kanzler des Kurfürsten von Köln und Beda Pape für die Nachkommen der Hillenkamp´s, heute in der 9. und 10. Generation.

Das Stifter-Vermögen, zumeist Grundbesitz, wird in Köln verwaltet und schüttet noch heute Studiengelder für Verwandte für das Studium der Rechte, der Theologie, Philologie sowie auch Heiratsbeihilfen für die weiblichen Nachkommen. Die Urgroßmutter der Elisabeth Saalmann war Gräfin Elisabeth von Bilstein, die aus einem süddeutschen Rittergeschlecht entstammte, das nach dem 30jährigen Kriege ins Sauerland verschlagen wurde. Christof Hillenkamp, mein Ururgroßvater, war ebenfalls ein sehr begüterter Mann und in den Jahren 1791, 94, 96, 93, 1800, 1802, 1805 und 1808 Bürgermeister von Geseke.

Überlieferungen aus dem 19. Jahrhundert

Immer weiter verzweigten sich die Nachkommen des Begründers der Familie Hillenkamp zwischen 1800 und 1900. Es entstanden durch Heiraten verwandtschaftliche Beziehungen zu den alten westfälischen Familien Kellerhoff, Dammann und Fischer in Warburg, zur Apothekerfamilie Jehn in Geseke, Henze in Salzkotten, von welch letzterer Familie sich besonders Dr. chem. Ferdinand Henze einen Namen machte durch die Gründung der Fabrik explosionssicherer Gefäße, heute Deutschte Gerätebau in Salzkotten, Schöningh, Niedeick und Russel in Paderborn, Danckelmann, Bergenthal, Frings die teils aus Berlin, Lippstadt oder dem Rheinland stammten.

Im 19ten Jahrhundert stellte die Familie besonders viele Juristen für den höheren und mittleren Justizdienst, die höhere Forstlaufbahn oder die Advokatur. Aber immer noch befasste sich ein Grossteil mit der Landwirtschaft oder beteiligte sich an industriellen Unternehmungen nach dem deutsch-französischen Krieg 70/71.

In diesem Jahrhundert wanderten auch viele Mitglieder des Geschlechts Hillenkamp nach den Vereinigten Staaten oder in andere überseeische Länder aus. Ein Sohn des Justizrats Hillenkamp, Franz, später verenglischt “ Frank“ Hillenkamp brachte es dort zu Wohlstand, wurde zweimal zum Senator im Staat Ohio in Columbus gewählt, verlor aber bei Beginn der Wirtschaftskrise 1929 fast sein gesamtes Vermögen und seinen einzigen Sohn durch einen Unglücksfall. Er war eine groß gewachsene,1.80 Meter, auffallende Erscheinung mit einem langen weißen Bart, hellen blauen Augen und wohnte in Toledo in der Nähe von Detroit, wo er als Begründer vieler deutscher Turnvereine weiterlebt.

Ich lernte ihn mit 82 Jahren im Jahre 1910 in Essen bei seinen ebenfalls sehr betagten Schwestern kennen. Er ging noch mit über 80 Jahren zum Schwimmen.

Die Familie Hillenkamp im 20ten Jahrhundert

Am ersten Weltkrieg 1914/13 nahmen eine überaus große Zahl Namensträger der Familie entweder als aktive oder Reserve-Offiziere oder Kriegsfreiwillige im Unterofftzier- oder Portepeeträgerrang teil. Sieben davon opferten ihr Leben dem Kaiserlichen Deutschland, darunter zweimal 2 Brüder, von denen einer aktiver Infanterieoffizier bei einem Metzer Infanterieregiment, die anderen Kriegsfreiwillige waren. Sie dienten in allen Truppengattungen, beim Heer, der im Kriege geschaffenen Luftwaffe und auch der Marine. Ein Teil kehrte erst 1919 oder 1920 aus französischer oder englischer Kriegsgefangenschaft zurück. Nach dem Kriege stellte sich mancher dem Weimarer Staat bei dem damals entstandenen Freikorps, zur Bekämpfung der Spartakisten zur Verfügung. – Viele kämpften während des Krieges in der Champagne, bei Verdun, wo mein ältester Bruder Rudolf bei der Erstürmung des Fort Vaux (Juni 1916) schwer verwundet wurde, in Flandern, an der Somme, in den russischen Weiten, in der Türkei oder auf den Weltmeeren.

Die nach dem ersten Weltkrieg einsetzende Inflation zerstörte größtenteils auch die Vermögen der wohlhabenden Mitglieder der Sippe Hillenkamp, zumal größerer Grundbesitz nicht mehr vorhanden war.

Auch der Weimarer Republik dienten viele Namensträger Hillenkamp in hohen und höchsten richterlichen Stellungen. Ein Sohn des Amtsgerichtsrats Rudolf Hillenkamp, Dr. Jur. Wilhelm Hillenkamp, brachte es bis zum Landgerichtspräsidenten in Paderborn. Er war Junggeselle. Auch die Söhne des Geheimen Justizrat Ferdinand Hillenkamp in Paderborn waren beruflich im höheren Justizdienst, der eine als Landgerichtsdirektor in Bielefeld tätig. Die meisten Juristen stellte die Familie des Dr. med. Hermann Hillenkamp in Lippstadt, nämlich drei Land- oder Amtsgerichtsräte.

Das Aufkommen, des Nationalsozialismus und der Umbruch im Jahre 1933 konnten das in Jahrhunderten gewachsene Gefüge der Sippe nicht wesentlich erschüttern, ihrem ganzen auf Mäßigung, Tradition und Konservativismus gestellten Wesen lag Fanatismus nicht. Wenn sie als Beamte auch nominell zwangsläufig der NSDAP im Laufe der 12 Jahre national-sozialistischer Herrschaft angehörten, so identifizierten sie sich keineswegs mit dem verschwommenen, unklaren Ideengut und noch weniger mit dessen utopischen uferlosen Plänen wie wohl der größte Teil des deutschen Volkes.

Im zweiten Weltkrieg dienten sie dem Vaterland genau so treu wie im ersten. Auch in den 6 Kriegsjahren blieben eine Anzahl vor dem Feind, zwei davon in Stalingrad, mein Namensvetter und Vetter Oberregierungsrat Walter Hillenkamp zuletzt im Baudezernat der Regierung in Königsberg, Vater des einen der beiden Gefallenen, der sich vor dem Einmarsch der Russen mit seiner ostpreußischen Frau und seinem Sohn auf der Gustloff einschiffte, die im Frühjahr 1945 durch die Sowjets in der Danziger Bucht torpediert wurde. Ich selbst tat in der Luftwaffe und später als Abwehrbeauftragter in der Rüstungsindustrie für das Oberkommando der Wehrmacht Dienst. Inzwischen sind wieder seit dem Zusammenbruch 30 Jahre ins Land gezogen. Neue Geburten haben die Lücken, die zwei Weltkriege in die Reihen der Sippenmitglieder gerissen hatten, ausgefüllt.

Wenn man abschließend das hervorstechendste Wesen der Hillenkamp´s zu charakterisieren versucht, so treten besonders hervor: Intelligenz, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, Mäßigung, Naturverbundenheit, starker Familiensinn und eine ausgesprochen konservative und religiöse HaItung, sicherlich ein Erbe der jahrhunderte langen Verbindung der Sippe mit Grund und Boden und dem Bauerntum.

Zur eigenen Person darf ich bemerken, dass meine Mutter die Tochter des Kreisarztes Dr. med. Theodor Arens, Lippstadt, war, der einer alten Färberfamilie aus Hamm entstammte und der erste Hausarzt beim dortigen Dreifaltigkeitshospital war. Während der Choleraepidemie in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts tat er sich im Vorstand des Hospital-Kuratoriums als tüchtiger Mediziner besonders hervor. Meine Mutter war Lehrerin und eine Zeitlang als Erzieherin auf dem Schloss Brünninghausen bei Höxter an der Weser in der Familie Baron von Romberg tätig. ( tolle Bomberg )
Die Arens waren auch nahe verwandt mit den alten Geseker Familien Hesse, Haken und anderen.

Meine Frau ist die Tochter des verstorbenen Direktors Julius Koch, dessen Frau aus der alten bergischen Familie Troost stammt, die ausweislich ihres Familienwappens und vorhandener Urkunden bis zum 15. Jahrhundert auf der Troostburg oberhalb von Waidbruck in Südtirol gesessen haben, und gegen Ende des 15ten Jahrhunderts vermutlich aus Existenzgründen – denn sie waren auch sehr kinderreich – in das Bergische Land ausgewandert sind.

Verfasst von Walter Hillenkamp